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Das Kildwick MiniLoo – eine mobile Trenntoilette im Campervan

Herzchen

Die Trenntoilette erfreut sich bei denen, die ihren Camper selbst ausbauen, großer Beliebtheit. Aber passt so ein umweltfreundliches WC auch in einen kleinen Campingbus von der Stange?

Warum wir keine Chemietoilette verwenden möchten

Egal ob ein Porta Potti oder die übliche, fest eingebaute Chemietoilette im Campervan – mit Blick auf den Umweltschutz ist jede Chemietoilette bedenklich. Sie macht aus völlig harmlosen Substanzen wie Stuhl und Urin eine hochgiftige Brühe, die nur noch in Spezialeinrichtungen entsorgt werden kann. Chemietoiletten werden mit Wasser gefüllt, dem ihr eine Chemikalie zusetzt, die Urin, Fäkalien und auch das Klopapier zersetzt. Sinn der Sache ist es, dass die Toilette nicht nach Toilette stinkt. Ist der Toilettentank voll, wird die Chemie-Brühe ausgegossen. Erlaubt ist das ausschließlich an speziellen Entsorgungsstationen. Der Inhalt einer Chemietoilette gehört nicht in die normale Kanalisation. Er ist einfach zu giftig.

Alternativen zur Chemie in der Toilette

Wir sind nicht die einzigen denen das nicht gefällt. Zum Glück! Im WOMO-Verlag, für den wir auch Reiseführer schreiben, verwenden einige einfach Schmierseife in der Toilettenkassette, um den Geruch zu bändigen. Der zusätzlichen Einbau einer SOG-Entlüftungsanlage wirkt ebenfalls gegen Toilettengestank. Außerdem gibt es inzwischen auch biologisch abbaubare Alternativen für die sogenannte Sanitärflüssigkeit. Die mit diesen Mitteln entstandene Fäkalienbrühe kann zumindest ohne Schäden für die Natur in einer normalen Toilette entsorgt werden. Aus persönlicher Erfahrung können wir zur Wirksamkeit der biologisch abbaubaren Substanzen aber nichts sagen, denn bisher haben wir die Campingtoiletten komplett boykottiert. Unser Campingbus hat kein WC. Wie wir damit umgehen, haben wir hier unter Punkt Vier erklärt: Tretminen und Klopapierfahnen in der Natur sind definitiv nicht die bessere Alternative zur Chemietoilette!

Die Suche nach einer völlig anderen Lösung

Inzwischen leben wir einige Zeit des Jahres in unserem Campingbus und planen die Reisezeit noch weiter auszubauen und unterwegs zu arbeiten. So kam auch das Toiletten-Thema immer wieder einmal auf den Tisch. Praktisch wäre es schon, weil mit einem sanitär autarken Campervan die Auswahl an Stellplätzen einfach größer ist. Und so haben wir immer mal wieder gesucht und gefragt und schließlich die Trenntoiletten entdeckt. Das war das erste Konzept, das uns wirklich überzeugt hat. Normalerweise werden Trenntoiletten in einem separaten Raum fest im Van verbaut. Besonders beliebt sind sie bei selbst ausgebauten Campervans, da sie einfach selbst zu bauen und zu bedienen sind. Doch das ist längst nicht ihr einziger Vorteil.

Wie funktioniert eine Trenntoilette?

Eine Trenntoilette ist eine Trockentoilette, das heißt sie funktioniert ganz ohne Wasser. Die Basis für ihre Funktion ist einfach: Weder Urin noch Fäkalien sind für die Natur schädliche Substanzen. Im Gegenteil. Menschlicher Stuhl lässt sich genauso gut kompostieren wie der von Tieren und der Urin eines gesunden Menschen enthält Stickstoff und Mineralien und kann als natürlicher Dünger fungieren, wenn er nicht zu konzentriert ausgebracht wird und keine Rückstände von Medikamenten enthält.

Wem bei dem Begriff »Trockentoilette« der Geruch eines schlecht gepflegten Plumpsklos in die Nase steigt, der kann beruhigt sein. Eine Trenntoilette funktioniert anders. Ihre Funktion basiert auf der Tatsache, dass Urin und Kot, wenn sie sich nicht vermischen, kaum Geruch entwickeln. Anders als erwartet ist es der Urin, der den typischen Toilettengestank verursacht. Bei seiner Zersetzung entsteht Ammoniak, dessen stechenden Geruch alle kennen, die schon einmal einen Pferde- oder Kuhstall ausgemistet haben. Kot ist dagegen im trockenen Zustand geruchslos.

trenntoilette

In einer Trenntoilette werden deshalb Fäkalien und Urin getrennt aufgefangen. Die festen Bestandteile landen in einem Eimer mit saugfähiger Streu, wo sie schnell trocknen. Der Urin läuft in einen separaten Kanister. Für die Trennung ist der Separator in der Toilette zuständig. Er besteht im vorderen Bereich aus einer Wanne mit Abfluss und hinten aus einem großen Loch für den Kot. Damit das anatomisch funktioniert, muss man auf der Toilette sitzen. Alle Erfahrungsberichte, die wir online finden konnten, versichern glaubhaft, dass das System einwandfrei funktioniert.

Welche Vorteile hat eine Trenntoilette im Campervan?

Unsere übliche Spültoilette mit Anschluss an die Kanalisation verunreinigt alleine in Europa täglich hunderttausende Liter von Trinkwasser. Toilettenwasser gilt in den Kläranlagen durchaus als problematisch. Eine Komposttoilette verunreinigt überhaupt kein Wasser. Ihre Umweltbilanz ist also schon einmal deutlich besser als die einer ganz normalen Toilette. Vor einer Wasser vergiftenden Chemietoilette ist sie aus diesem Blickwinkel gleich Meilen entfernt.

Ganz unabhängig von der Umweltbilanz habt ihr als Camper aber einen weiteren Vorteil: Ihr braucht für die Entsorgung keine V/E-Station mehr. Das macht euch unabhängig von Campingplätzen und offiziellen Stellplätzen. Die Tüten aus dem Fäkalieneimer wären eigentlich kompostierbar (natürlich nur wenn ihr auch kompostierbare Tüten verwendet), landen aber unterwegs meist gut verschlossen in ganz normalen Müllcontainern. Den Urinbehälter solltet ihr häufig entleeren. Gießt ihr den Inhalt in die Natur, verdünnt ihr ihn am besten mit Wasser. Alternativ schüttet ihr das Pipi in eine normale Toilette. Das ist ein Grund warum Trenntoiletten auch häufig in Expeditionsfahrzeugen verbaut sind: eine Trenntoilette funktioniert überall und ist unabhängig von spezieller Infrastruktur für Wohnmobile.

Frei stehen in Estland
Frei stehen: Traumplatz auf der estnischen Insel Saaremaa

Eine Trenntoilette im Mini-Camper?

Für uns war schnell sonnenklar: Sollten wir auf einen etwas größeren Campervan umsteigen, wird es eine Trenntoilette. Vielleicht in ein paar Jahren, dann probieren wir das aus! Und dann haben wir das Kildwick MiniLoo entdeckt.

Ist die Klappe zu, sieht das MiniLoo aus wie ein Hocker. Ein schicker Holzkasten mit Klappdeckel, etwa so groß wie ein Porta-Potti, beherbergt Eimer und Kanister. Das Ganze lässt sich von oben warten und säubern und ist speziell für kleine Camper konzipiert. Eine mobile Trenntoilette. Cool! Aber wo sollen wir die hinstellen? Und ein Klo so mitten im Wohnraum? Vielleicht eher doch nicht?

Dann kam Corona. Kontaktbeschränkung und Abstand halten. Eigentlich müssen wir reisen, um unsere Bücher aktuell zu halten. Dieses Jahr wäre erst einmal Mecklenburg-Vorpommern dran. Durchaus denkbar also. Zu Hause bleiben ist für uns nur die letzte Option, denn sonst gibt es nächstes Jahr keine neuen Bücher. Kurz darauf geisterte ein neues Thema über die Camperseiten im Internet: Vielleicht dürfen auch im Sommer nur autarke Wohnmobile auf Camping- und Stellplätze. Autark bei einem Camper? Das heißt definitiv mit eigener Toilette. Und mal ganz unabhängig von Verboten – wäre es dieses Jahr nicht entlastend, unabhängig von Sanitäranlagen zu reisen? Und schon war es wieder präsent: Das Kildwick MiniLoo.

Unsere Bereitschaft zu Kompromissen, also zu einem im Auto herumstehenden Extra-Sitzplatz, steigt rasant. Wenig später steht eine große Pappkiste vor unserer Tür. Kildwick steht drauf und voller Erwartung packen wir aus: Streu, Toiletteneinsatz, eine schicke kleine Klobrille aus Birkenholz und eine Holzkiste in Einzelteilen. Wir haben uns für den Bausatz entschieden.

Ihr wollt wissen, wie es mit dem Zusammenbau geklappt hat? Diese Geschichte lest ihr hier.

Bausatz Trenntoilette MiniLoo
Sorgfältig verarbeitet und liebevoll verpackt. Die Teile des MiniLoo machen einen guten Eindruck. Doch wie wird daraus eine Toilette?
Trenntoilette Kildwick MiniLoo

Das MiniLoo in Betrieb nehmen

Mit Hilfe des Drehverschlusses lösen wir den weißen Separator von den Magneten, mit denen er auf dem Korpus befestigt ist und kommen so problemlos an den Eimer und den Urinkanister. In den Eimer kommt eine Tüte und eine dicke Schicht Streu als Basis.

Den Urinkanister verschließen wir mit dem sogenannten Spillguard. Er gehört zum optionalen Zubehör. Ihr braucht ihn nur in einem Fahrzeug. Es handelt sich um einen Deckel mit Spritzschutz aus weichem Kunststoff. Er schließt passend am Abfluss des Separators an, sodass selbst während einer Schotterpistenfahrt nichts aus dem Kanister spritzt. Die Öffnung im Separator wird dabei von oben mit einem Pfropfen verschlossen. So ist der Urinkanister dicht, ohne dass ihr ihn zuschrauben müsst. Um den Toiletteneinsatz auf dem Korpus zu fixieren, ist es am einfachsten zuerst den Ausfluss des Separators im Spillguard zu platzieren und dann die beiden vorderen Magnete einrasten zu lassen. Dann geht der Rest wie von selbst. Ist der Einsatz richtig eingerastet, sitzen Eimer und Kanister an ihrem Platz wie festgeklebt.

MiniLoo Im Ford Nugget
In die Heckküche des Ford Nugget passt das MiniLoo wie angegossen. Auf der stabilen Holzbox sitzt man bequem und sie dient auch als Aufstieghilfe ins Dachbett.

Das MiniLoo im Reisetest:

Um es gleich vorweg zu nehmen: ohne das MiniLoo werden wir nicht mehr losfahren. Es hat einen festen Platz in der Heckküche unseres Nugget. Als Sichtschutz dient ein buntes Tuch, das als Vorhang den Durchgang zur Küche schließt. Der Holzwürfel ersetzt uns außerdem die Leiter zum Dachbett und beim Kochen kann man darauf knien, sodass er tatsächlich nicht stört. Auch in unserem kleinen Bus werden wir in Zukunft also wohl eher etwas anderes zu Hause lassen, wenn es eng werden sollte.

Wir haben die mobile Trenntoilette über mehrere Wochen gründlich getestet – zuerst im Frühsommer 2020 in Mecklenburg-Vorpommern. Dort standen wir häufig vor geschlossenen öffentlichen Toiletten an Stellplätzen. Danach ging es in die Schweiz und auf gut besuchte Stellplätze in den Bergen. Die Vegetation ist dort kärglich und wenn viele Menschen unterwegs sind, kann die Suche nach einem einsamen, stillen Plätzchen schon mal zu einer kleinen Wanderung werden. So war das MiniLoo auch dort ein Segen. Die letzte Recherche führte uns nach Korsika und dort haben wir die Trenntoilette auch bei südlichen Hochsommertemperaturen im Einsatz gehabt.

Die Befestigung im Fahrzeug

Normalerweise steht der Holzwürfel des MiniLoos ohne weitere Befestigung stabil im Camper und rutscht dort nicht hin und her. Der absolute Härtetest waren die engen Kurven auf Schweizer Passstraßen. Aber auch dort reicht ein schmaler Gummikeil aus dem Baumarkt und der Würfel steht sicher am Platz. Überhaupt sind Pässe nicht ohne. Solltet ihr auf 2000 Meter Höhe mal »müssen«, empfiehlt es sich den Spillguard sehr vorsichtig zu lösen. Seid ihr zu schnell, erwischt euch der Druckausgleich mit Sprudelflaschen-Effekt. Wir haben es selbst ausprobiert. Ist nicht zu empfehlen. 😉

Und wie ist das mit dem Geruch?

Kildwick empfiehlt als Einstreu im Feststoff-Eimer Miscanthus, das sich besonders gut kompostieren lässt. Wir verwenden inzwischen als unterste Schicht Strohpellets aus dem Kleintierbedarf, die noch mehr Flüssigkeit aufnehmen können, falls doch mal was daneben landet. Außerdem haben wir uns entschlossen den Eimer zusätzlich mit einer stabileren Tüte auszukleiden, um die dünnen kompostierbaren Tüten zu verstärken. Zwei Tüten zu verwenden, wird auch von Kildwick empfohlen. Mit der Einstreu sollte man nicht geizen, dann riecht es wirklich nicht – außer direkt nach dem Toilettengang, aber das tut ja es Zuhause ja auch.

Da auf Korsika die Trenntoilette nur sporadisch gebraucht wurde, blieb der Eimer auch mal länger ungeleert. Die Hochsommerhitze war dabei eher hilfreich, da bei diesen Temperaturen die Feststoffe richtig gut durchtrocknen. Ob das bei feuchtem Wetter in Schottland genausogut funktionert, werden wir erst im nächsten Jahr erforschen.

Der Pippi-Tank hat uns etwas mehr beschäftigt, besonders weil wir am Anfang dachten, es wäre eine gute Idee mit ein wenig Wasser nachzuspülen. Ist es nicht! Die Geruchsbildung des Urins wird nämlich durch Wasser beschleunigt. Urinstein bildet sich bei uns ziemlich schnell – keine Ahnung warum das so ist. Wir versuchen deshalb den Tank so oft wie möglich zu leeren – mindestens einmal am Tag – und experimentieren gerade mit Zitronensäure und Natron, um die Urinsteinbildung zu reduzieren.

Unser Fazit

Wir fahren schon viele Jahre einen Campingbus in Bulligröße und sind eigentlich ohne Toilette, aber mit Klappspaten (um keine Spuren zu hinterlassen) immer gut zurechtgekommen. Die Erfahrung dieses Sommers zeigt jedoch, dass die Trenntoilette an Bord vieles einfacher und entspannter macht – auch weil inzwischen immer mehr Camper unterwegs sind. Auch die Auswahl der Stellplätze ist mit Toilette einfach größer. Wir hätten nicht gedacht, dass uns das kleine MiniLoo so schnell überzeugt und unverzichtbar wird.

Transparenzhinweis: Das MiniLoo wurde uns von Kildwick kostenlos zum Test zur Verfügung gestellt. Wir haben diese Kooperation aber selbst und aus Überzeugung angefragt und waren sehr gespannt, wie die mobile Trenntoilette sich in unserem Reisealltag bewähren wird. Mehr Infos zum MiniLoo bekommt ihr bei www.kildwick.de

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1 Kommentare

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